Stefan Höhm (sh): Nach dem Mikrozensus im letzten Jahr bestätigte nun das Statistikamt, dass die Hälfte der Ungarn dort wohnt, wo sie geboren wurden. Dabei gibt es freilich große regionale Unterschiede.
So leben in Ostungarn 60% noch an ihrem Geburtsort, während lediglich jeder Zehnte aus einem anderen Komitat stammt. „Das sind also keine Zielkomitate“, sagte Marcell Kovács vom Statistikamt. In Budapest ist die Lage – wie so oft – ein wenig anders. Hier gibt es einen starken Austausch zwischen der Hauptstadt und dem sie umschließenden Komitat Pest. Budapest hat natürlich eine anziehende Wirkung auf das ganze Land. 30% der im Stadtgebiet Lebenden wurden nicht hier oder im Komitat Pest geboren.
Die relativ hohe Ortsgebundenheit der ungarischen Bevölkerung hat viele Ursachen. So leben mehr als 90% der Magyaren in ihrer eigenen, oft noch nicht abbezahlten Wohnung, was sich negativ auf die berufliche Mobilität auswirkt. Auch die wirtschaftlichen Unterschiede zwischen Ost- und Westungarn bzw. der Hauptstadt Budapest sind markant. So wird man für eine verkaufte Immobilie etwa in Miskolc nicht das erlösen können, was man zum Kauf einer vergleichbaren Bleibe in Westungarn oder Budapest benötigt. Die hohe Eigentumsquote erschwert es vor allem in Ballungsgebieten, erschwinglichen Wohnraum zu mieten. Für die Wirtschaft stellt diese Immobilität ein zunehmendes Problem dar.