Stefan Höhm (sh): Das ungarische Tourismusamt (MTÜ) hat diesen Sommer eine mehrmonatige Kampagne gestartet, die sich zum Ziel gesetzt hat, die Ungarn öfters zu einer Inlandsreise zu inspirieren, um so die Reisezeiten und damit auch die Übernachtungszahlen anzuheben. Dabei sollen heimische Reiseziele mit ihren kulturellen und natürlichen Werten vorgestellt und beliebter gemacht werden.
Auf dem ersten Blick könnte man nämlich meinen, der ungarischen Tourismusindustrie gehe es sehr gut, denn sowohl die Zahl der inländischen Übernachtungen mit 5,8 Mio., als auch die Zahl der Übernachtungen von Ausländern mit 13,8 Mio. lagen 2016 um 6 bzw. 7 Prozent höher als im Vorjahreszeitraum. Wer sich die Zahlenwerke aber genauer anschaut, sieht aber auch Problempunkte. So sank die Zahl der Besucher aus dem Kernmarkt Deutschland, zudem verbringen die Gäste im Durschnitt nur mäßige 2,4 Übernachtungen auf ihren Reisen.
Der MTU hat deshalb Umfragen gestartet, was die Ungarn dazu animieren würde, öfters und auch länger im Inland zu verreisen. Dabei wurde festgestellt, dass sich die Magyaren in ihrem eigenen Land qualitativ bessere Leistungen zu erreichbaren Preisen wünschen, aber auch offen dafür sind, bisher „versteckte Schätze” zu entdecken. Diese würden sie vor allem dann besuchen, wenn in der Nähe Festivals, kulturelle Veranstaltungen oder andere Sehenswürdigkeiten besucht werden können. Entsprechend wurde nun die Kampagne „Ungarn wartet auf Dich” („MAGYARORSZÁG RÁD VÁR”) ausgerichtet.
Dabei werden nicht nur die klassischen Kampagnenkanäle wie Fernsehen, Radio, Zeitungen und Werbetafeln genutzt, sondern insbesondere auch digitale Kommunikationswege gewählt. Jeder hat sicherlich auf den riesigen Plakatwänden schon einmal die Internetadresse „fedezdfel.itthon.hu” (frei übersetzt: „Entdecke das Zuhause”) gelesen, zudem sind immer wieder Ausschnitte von Handybildschirmen zu sehen.
So wurden etwa beim VOLT-Festival nicht nur interaktive Touren mit 360-Grad-Bildern angeboten, sondern es wurde auch auf die geschichtsträchtige Innenstadt der Gastgeberstadt Sopron und die erlebnisreiche Umgebung mit dem Neusiedler See hingewiesen.
Neben diesem See gehören die Umgebung des Balatons und die Egerszáloker Salzberge zu den hauptsächlich beworbenen „Schätzen”. Die Kampagne hat dabei eindeutig die Magyaren selbst als Zielgruppe, denn diese nehmen im eigenen Land ein Drittel aller Übernachtungen in Anspruch, sind also eine bedeutende Zielgruppe, denn allein mit den Ausländern werden die Umsätze in der Tourismusindustrie nicht merklich zu steigern sein. Man darf gespannt sein, inwiefern sich der ungarische Urlauber mit dieser bis Ende August laufenden Kampagne dazu animieren lässt, von den bisher sehr beliebten Zielen Österreich, Kroatien und der Ägäis Abstand zu nehmen.