Ende November wurden erneut die Ergebnisse der PISA-Studie veröffentlicht. Für das ungarische Bildungssystem gab es dabei – mal wieder – schlechtere Noten als bei der vorherigen Erhebung. Diesmal erreichten die Schüler im 472 Punkte, der OECD-Durchschnitt liegt bei 500. 15-jährige Deutsche landeten mit 525 Punkten im vorderen Viertel.
Mängel beim mathematischen Wissen und dem Textverstehen wurden ungarischen Schülern schon in vorherigen PISA-Studien nachgewiesen. Dieses Mal stand Teamwork im Mittelpunkt und damit um die Frage, wie die jungen Leute sich zusammen Informationen besorgen und wirksame Strategien entwickeln können. Konkret ging es darum, dass die Schülerteams mit Hilfe künstlicher Intelligenz bei einer Kommunikation via Chat Fragen zu einem fiktiven Land beantworten mussten, wobei die Computer die gemeinsame Arbeit zunehmend erschwerten. So sollten soziale Kompetenzen in den Mittelpunkt gerückt werden, während reines Faktenwissen weniger wichtig war. Damit soll den aktuellen Entwicklungen der Arbeitswelt Rechnung getragen werden, in der zunehmend Problemlösungskompetenzen gefragt sind.
Nun kann man von solchen Tests im Konkreten halten was man möchte, im Allgemeinen muss sich das ungarische Bildungswesen den Vorwurf gefallen lassen, sich zu sehr auf reine Wissens- und zu wenig auf Kompetenzvermittlung zu konzentrieren. Wer einen Eindruck davon gewinnen möchte, was damit gemeint ist, sollte einmal ein paar Vorlesungen an ungarischen Hochschulen besuchen. Mit höchstem Eifer wird der Vortrag des Dozenten hier fast wortwörtlich dokumentiert, eigenes Denken oder kritische Nachfragen sind eher selten. Zudem scheinen Ungarn einen besonderen Faible dafür entwickelt zu haben, möglichst viele Hochschulabschlüsse zu sammeln. Wer hierzulande fragt, welches Studium der andere abgeschlossen hat, bekommt nicht selten die Anzahl der Diplome, aber kein konkretes Fach genannt. Mit praktischen Erfahrungen hat das freilich nichts zu tun.
An der PISA-Studie 2017 nahmen mehr als 5.000 ungarische Schüler teil, deren Ergebnisse bei Kompetenztests dem Landesdurchschnitt entsprachen. Durchgefürt wurde der Test in 72 Ländern. Ungarische Fachleute fordern nun einen gänzlich anderen Lernansatz in den Schulen.