Die Generation Y, also die zwischen 1980 und 2000 Geborenen, wird immer später flügge. Im Durchschnitt verlassen junge Ungarn erst mit 27,6 Jahren das elterliche Haus. Frauen sind dabei mit 26,3 Jahren erwartungsgemäß schneller als Männer (28,9 Jahre). Was aber macht „Hotel Mama” so attraktiv?
Eine internationale Studie, die die Einkommen der Generation Y in den ehemaligen Ostblockstaaten untersucht, scheint weniger auf die Attraktivität von Hotel Mama hinzuweisen, sondern eher darauf hinzudeuten, dass es einen Zusammenhang zwischen dem Einkommen der jungen Leute und den eigenen vier Wänden gibt. In Estland, wo die zwischen 1980 und 1990 geborenen Menschen über durchschnittlich fast 1.000 Euro Nettoeinkommen verfügen, wird das Elternhaus mit 24 Jahren verlassen. In Tschechien mit 26, hier liegt das Nettoeinkommen dieser Altersgruppe bei 900 Euro. In Ungarn stehen hingegen nur 682 Euro zur Verfügung.
Dies als einzigen Grund für den späten Auszug zu sehen, scheint allerdings zu kurz gegriffen zu sein. In der Slowakei gehen die meisten erst mit 31 Jahren ihre eigenen Wege, obwohl das Einkommen mit 849 Euro am oberen Ende der ermittelten Werte steht.
Geld spielt beim Verlassen des Hotel Mama natürlich eine Rolle. Gleichzeitig ist es aber auch so, dass die Generation Y in Zeiten von Tinder und Co. auch immer weniger bereit ist, sich fest zu binden. Viele haben mit Ende 20, also einem Alter, wo ihre Eltern bereits 2 Schulkinder zu Hause hatten, noch nicht einmal einen festen Partner, mit dem man das Zusammenleben in den eigenen (oder gemieteten) vier Wänden angehen könnte. Wer aus Deutschland nach Ungarn kommt, wird aber auch feststellen, dass es hier nicht selten der Fall ist, das eigene Haus noch im eigenen Kinderzimmer lebend zu planen. Der in Deutschland übliche „Zwischenschritt”, eine kleinere Wohnung anzumieten, bleibt in Ungarn oft aus.
von Stefan Höhm (sh)