Als „Märtyrer von Arad“ werden in Ungarn 13 Anführer und Generäle des Aufstands von 1848/49 bezeichnet, die am 6. Oktober 1849 in der heute zu Rumänien gehörenden Stadt Arad hingerichtet wurden, obwohl ihnen die österreichischen Sieger freies Geleit zugesichert hatten.
Die Exekutionen fanden auf Befehl des österreichischen Generals Julius von Haynau statt, der zudem veranlasste, dass an diesem Tag der erste ungarische Ministerpräsident Lajos Batthyány in Budapest ebenfalls hingerichtet wurde. Damit war die ungarische Revolution von 1848/49 mit russischer Hilfe endgültig niedergeschlagen. Von Haynau wurde als „Blutrichter von Arad“ zur Hassfigur des aufstrebenden Bürgertums.
Unmittelbar hingerichtet wurden übrigens nur 12 Märtyrer, Ignac Török starb unmittelbar vor der Vollstreckung an einem Herzinfarkt. Die Strafe von Károly Vécsey wurde dadurch verschärft, dass er die Exekution jedes seiner Kameraden mit ansehen musste und somit niemanden mehr hatte, von dem er sich verabschieden konnte. Der Legende nach trat er deshalb an die Leiche des vor ihm hingerichteten János Damjanich und küsste dessen Hand. Dieser historische Befund ist jedoch nicht abgesichert.
Sicher ist jedoch, dass die Umstände der Hinrichtung bis heute Auswirkungen auf das Leben in Ungarn haben. Die Henker feierten nämlich auf Geheiß von Kaiser Franz Joseph I. die Hinrichtung mit Bier. Verbittert sahen die besiegten Ungarn, wie die Österreicher dabei mit ihren Bierkrügen anstießen. Für 150 Jahre haben es sich die Magyaren deshalb „verboten”, mit Bier anzustoßen. Seit 1998 ist diese Zeit zwar abgelaufen, aber die für Deutsche „automatische Bewegung” beim gemeinsamen Umtrunk ist in Ungarn immer noch fremd. Nehmen Sie auf einen Ungarn also bitte immer entsprechend Rücksicht. Und wenn die Gläser – ungarischerseits aus reiner Höflichkeit – dennoch aneinander gestoßen wurden, können sie die Situation noch wenigstens noch halbwegs retten, wenn Sie ein „Haynau soll sterben” hinterherschieben.
von Stefan Höhm (sh)