Professionelle und schnelle Abwicklung beim österreichisch-ungarischen Pendler-Grenzübertritt.
Montag 07:00 in Österreich. Die meisten Menschen machen sich gerade ihr Frühstück und überlegen, ob der Tag im Wohnzimmer, im Garten oder vielleicht sogar im Baumarkt (für die ganz Mutigen) verbracht wird.
Für Einige führt der Weg jedoch zum Arbeitsplatz. Was normalerweise für Grenzpendler ein Katzensprung ist, entpuppt sich in der derzeitigen Situation als ein Unterfangen, welches einer ungewissen Reise in die Tiefen Mordors gleicht um endlich diesen einen Ring loszuwerden.
Was muss man also beachten, bzw. wie läuft der Grenzübertritt ab?
Es besteht zwischen Österreich und Ungarn ein Pendlerabkommen, welches den Staatsbürgern beider Länder den qarantänefreien Übertritt ermöglicht. Ich habe den Grenzübergang Pamhagen/Fertöd gewählt, da Dieser erstens sehr nahe an meinem Wohnort liegt und zweitens, für den internationalen Verkehr gesperrt ist. Nur AT/HU Staatsbürger dürfen ihn überqueren, wenn sie die Voraussetzungen dafür erfüllen, weshalb auch nicht mit Verzögerungen bzw. Staus zu rechnen ist.
Die österreichische Seite wird nur beim Eintritt nach Österreich kontrolliert, dort wurde ich also weiter gewunken. Ca. 200m danach befindet sich die ungarische Grenzstelle, auf der mich ein Mitglied der ungarischen Polizei erwartete. Ich hatte bereits meine Tafel, welche mich als „PENDLER/INGÁZO“ identifiziert und die Abwicklung beschleunigen soll, hinter die Windschutzscheibe geklemmt, meinen Reisepass in der Hand und streckte meine Pendlerbestätigung (vom ungarischen Arbeitgeber), gepaart mit meinem freundlichsten Lächeln und einem herzhaften „Jó reggelt kívánok!“, dem Herrn von der Grenzpolizei entgegen.
Er freute sich über die nette Begrüßung und erklärte mir, dass die Kontrolle nun komplett kontaktlos erfolge. Der Reisepass wurde mit einem drahtlosen Handscanner gescannt, somit im Grenzsystem registriert und zur Überprüfung an die Datenbank gesendet. Ebenfalls sah er sich nochmal genau die Pendlerbestätigung an. Die Bestätigung (obligatorisch), sowie die Pendler-Tafel (optional) kann man bei der unten genannten Webseite der WKO (Wirtschaftskammer Österreich) herunterladen. Das Dokument ist bereits zweisprachig, sodass eine Bescheinigung für beide Richtungen des Grenzübertritts gilt. AT Bürger müssen einen Arbeitsplatz bei einer ungarischen Firma nachweisen und vice versa, HU Bürger einen Arbeitsplatz bei einer österreichischen Firma.
Die elektronische Verbindung zum Polizeisystem und die Überprüfung dauerte ca. 2 Minuten, währenddessen ich den Grenzbeamten etwas über die Situation interviewte:
Er bestätigte mir, dass bei diesem Grenzübergang der Pendlerverkehr von Ungarn nach Österreich ein stärkeres Verkehrsaufkommen hat als von Österreich nach Ungarn. Er sei sich des Weiteren nicht bewusst, dass Autos mit ausländischen Kennzeichen mit etwaigen verstärkten Kontrollen innerhalb Ungarns zu rechnen haben, da beim Grenzübertritt ja bereits die Legitimität des Eintritts ins Land kontrolliert werde. Es gilt natürlich, speziell als Gast im Land, die bestehenden Ausgangsbeschränkungen genauestens einzuhalten. Ebenfalls gäbe es momentan für AT/HU Pendler keine Zeit-, bzw. Radiusbeschränkung, innerhalb welcher sich der Arbeitsplatz, gemessen von der ungarischen Staatsgrenze aus, befinden muss. Auch gibt es keine Zeitfenster innerhalb welcher die Grenze überquert werden muss. Dies ist also einfacher geregelt, als zum Beispiel für die Nachbarländer Slowakei und Rumänien, welche ebenfalls Pendlerabkommen mit Ungarn haben.
Da alles in Ordnung war, bedankte ich mich herzlich und damit ging es weiter durch die Dörfer. Die Menschen halten sich überall sehr konsequent an die Ausgangsbeschränkungen und fleißig werden Gärten renoviert, Gras gemäht, Sträucher gepflanzt und die Natur präsentiert sich farbenfroh mit saftigen Rapsfeldern, blühenden Kirschbäumen und dem einen oder anderen „bunten Wildgarten“ bei Häusern, wo die Bewohner derzeit im Ausland zu sein scheinen – zumindest die Bienen freut es!
Kurzum, wenn man als Pendler die österreichisch-ungarische Grenze passieren möchte empfiehlt sich:
1. Alle nötigen Dokumente im Vorfeld bereit zu halten, eine Kopie der Pendlerbestätigung ist ausreichend, das Original kann aber ggf. verlangt werden
2. Wenn möglich einen kleineren Grenzübergang zu nutzen, da sich die Wartezeit dort signifikant verkürzt
3. Sich genau über die geltenden Ausgangsbeschränkungen national, aber speziell auch der Region, in die man fährt, zu informieren
4. Ein Lächeln und ein paar freundliche Worte parat zu haben für die Grenzbeamten, welche derzeit Ihren Dienst versehen, um die Bevölkerung beider Länder zu schützen.
Der gesamte Grenzübertritt hat ungefähr fünf bis zehn Minuten gedauert und der Beamte war sehr zuvorkommend, die Dokumente wurden genau kontrolliert, eine Gesundheitsüberprüfung (mit Fiebermessung) wurde bei mir nicht durchgeführt, jedoch wurde ich nach etwaigen Aufenthalten in Risikogebieten gefragt. Alles in allem wurden die notwendigen Sicherheitskontrollen zuverlässig, schnell und sehr freundlich erledigt, wäre es ein Restaurant und keine Grenze würde ich eine sehr positive Bewertung für den Service hinterlassen.
Weitere tagesaktuelle Informationen zu allen Möglichkeiten des Grenzübertritts, sowie die nötigen Bescheinigungen dazu findet man unter:
von Barbara Schön