Stefan Höhm (sh): 5,2% des Bruttosozialproduktes werden in Ungarn für den Bildungssektor ausgegeben. Damit liegt man leicht über dem EU-Durchschnitt von 4,9% und knapp vor Österreich (5,0%), aber deutlich vor Deutschland (4,2%). Am höchsten sind die Ausgaben in den für ihr gutes Bildungssystem bekannten skandinavischen Ländern. Dänemark liegt mit 7,0% ganz vorn.
Die Höhe der Ausgaben sind freilich noch kein Indiz für deren effektiven Einsatz. Die Wirtschaft beklagt immer wieder, dass die ungarischen Absolventen über keine oder zu geringe Fremdsprachenkenntnisse verfügen. Als Reaktion wird man sich ab 2020 nur noch dann an einer Hochschule einschreiben können, wenn man ein entsprechendes Sprachzertifikat vorweisen kann. Bisher musste erst mit dem Ende des Studiums ein Sprachdiplom vorgewiesen werden – oftmals mit der bitteren Konsequenz, dass keine ausreichenden Fremdsprachenkenntnisse nachgewiesen wurden und das fachlich eigentlich erlangte Diplom nicht vergeben wurde.
Eine weitere wesentliche Entwicklung auf dem ungarischen Bildungsmarkt wird in den kommenden Jahren der Weg zur in Deutschland bereits verbreiteten dualen Berufsausbildung sein. Diese Entwicklung wurde vor allem von deutschen Unternehmen wie z.B. Audi angestoßen. Bis heute kann es vorkommen, dass ungarische Berufsschüler kaum oder gar nicht bei einem Ausbildungsbetrieb praktische Kenntnisse erlangen.
Die Schulpflicht beginnt in Ungarn übrigens schon sehr zeitig. Bereits im Jahr vor der Einschulung ist es für junge Ungarn verbindlich, einen Kindergarten zu besuchen.