Der Várkapitányság erinnert mit einer Fotoausstellung an die Belagerung Budapests vor 80 Jahren. Die Ausstellung mit dem Titel „Zwölf Wochen in der Hölle – Die Belagerung Budapests auf dem Burgberg“ wurde am Donnerstag auf der Rampe zum Gloriette im Várkert Bazár eröffnet.
Dieser Stadtteil, der heute mit seinen wiederaufgebauten Gebäuden, seiner Schönheit und Geschichte Besucher anzieht, war vor 80 Jahren eines der härtesten Schlachtfelder des Krieges. Als Verteidigungszentrum unter deutscher Führung war er ständig Ziel von Luft- und Artillerieangriffen – so beschrieb es der Geschäftsführer des Várkapitányság, Bence Madaras, in seiner Eröffnungsrede.
Er erinnerte daran, dass die Belagerung Budapests Ende 1944 und Anfang 1945 schwerwiegende Folgen für die Stadtbewohner hatte. Etwa 800.000 Menschen waren in der Belagerung eingekesselt und mussten vor den ständigen Bomben- und Artillerieangriffen in Luftschutzbunker, in die unterirdischen Räume des Königspalastes oder in das Höhlen- und Kellernetzwerk des Burgbergs flüchten.
Gas- und Stromversorgungen waren unterbrochen, es gab nur an wenigen Orten Trinkwasser. Es dauerte mehr als fünfzig Tage, bis die Stadt unter sowjetische Kontrolle kam. Viele der versteckten Bewohner blieben bis Ostern in den Kellern, entweder weil sie ihre Häuser verloren hatten oder weil sie Angst vor den Übergriffen der sowjetischen Soldaten hatten.
Die gemeinsame Ausstellung des Várkapitányság, des Ungarischen Architektur-Museums und des Denkmalpflegerischen Dokumentationszentrums (MÉM MDK) dokumentiert sowohl das architektonische Erbe der Stadt als auch das Leid der Bevölkerung – so der Direktor. Neben den Fotos können die Besucher auch Tagebuchausschnitte und Erinnerungen von Zeitzeugen lesen.
Die Ausstellung wird von zahlreichen begleitenden Programmen ergänzt. Beispielsweise können Gymnasiasten im Rahmen eines besonderen Geschichtsunterrichts mit Hilfe des Historikers Mihály Nánay den Alltag während der Belagerung, deren Vorgeschichte und Auswirkungen kennenlernen. Mit dem „Damals und heute“-Kartenbeilage am Wachpalast-Informationspunkt kann der heutige Zustand der in der Ausstellung gezeigten Orte entdeckt werden.