Vom 27. bis zum 29. Oktober kamen Kinofans in Budapest bereits im Kino Cafe im XIII. Bezirk der ungarischen Hauptstadt (Szent István krt. 16.) voll auf ihre Kosten, denn es wurden einige der besten Werke des österreichischen Regisseurs Michael Haneke – Oscar-Preisträger und Gewinner der Goldenen Palma – gezeigt. Besonders erfreulich für hier lebende deutsche Muttersprachler war dabei, dass die Filme in der jeweiligen Originalsprache zu sehen waren, versehen mit dem ungarischen Untertitel. Somit war zumindest bei zwei der fünf Werke entspannter Kinospaß garantiert.
Gleich zwei Mal stand der mehrfach ausgezeichntete Film „Das weiße Band” (A fehér szalag) auf dem Veranstaltungskalender. Hier geht es um ein evangelisch-lutherisches Dorf in Norddeutschland vor dem I. Weltkrieg, in dem eine Reihe mysteriöser Vorfälle geschehen. Der Schwarz-Weiß-Film zeigt dabei auch die Wurzeln von religiösem Fanatismus.
Bei dem Film „Funny Games” (Furcsa játék) handelt es sich um ein Drama, dessen Einordnung bei Experten zwischen Medienreflexion,Skandalfilm, Versuchsanordnung, Horrorfilm, Filmmelodram und Thriller schwankt. Haneke selbst sagte über sein Werk, dass ihn sich „nur dann bis zum Ende anschauen muss, wenn man das braucht“. Immerhin war der Film so erfolgreich, dass er 2007 und damit 10 Jahre nach seiner Erstaufführung ein Remake mit weltbekannten Schauspielern erhielt.
Am heutigen Sonntag wird „Die Klavierspielerin” (A zongoratanárnő) aufgeführt. Es handelt sich dabei um den bekanntesten Film Hanekes, der auf dem gleichnamigen Roman seiner Landsfrau und Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek basiert. In dem Psychodrama geht es um die Klavierlehrerin Erika, die als fachliche Perfektionistin gilt, gleichzeitig aber mit Ende 30 noch bei ihrer Mutter lebt, und zugleich ein pornographisch gefärbtes Sexualleben hat. Originalsprache des Films ist allerdings Französisch.
Letzteres betrifft auch den Film „Liebe“ (Szerelem) aus dem Jahr 2012, für den der 75-jährige Regisseur einen Oscar und eine Goldene Palme erhielt. Hier wird die Liebe eines älteren Ehepaares auf die Probe gestellt, nachdem die Frau infolge einer Gehirnblutung zahlreiche physische Fähigkeiten verliert.
Erst in diesem Monat hatte der französischsprachige Film „Happy End“ in Österreich und Deutschland Premiere. Hier geht es um die Verwirrungen beim Familienleben. Gewürzt mit Wahrheiten über das wirkliche Leben und einer Prise schwarzen Humors ist auch dieser Streifen sehenswert.
Mit 1.600 Forint ist der hochwertige Kinospaß übrigens äußerst preisgünstig. Weitere Informationen finden Sie hier: http://kinocafemozi.hu/programok/haneke-retrospektiv