Stefan Höhm (SH): Jubiläum für die älteste Budapester Brücke…
Am 24. August 1842, also heute vor 175 Jahren, erfolgte die Grundsteinlegung für die älteste und bis heute bekannteste Budapester Donaubrücke, die Széchenyi-Kettenbrücke (Széchenyi lánchíd).
Bis zu ihrer Eröffnung 1849 war es ein Problem, die Donau zwischen den damals noch unabhängigen Städten Buda und Pest zu überqueren. Seit dem 16./17. Jahrhundert wurden zwar gelegentlich und seit 1776 im Sommer regelmäßig Pontonbrücken gebaut. Diese mussten wegen der Eisbildung im Winter aber immer wieder abgebaut werden. Somit gab es in den Wintermonaten keine feste Verbindung zwischen den beiden Städten, was den freien Verkehr von Menschen und Handelsgütern stark einschränkte und teilweise zum Erliegen brachte. Nur bei einer geschlossen Eisdecke war eine Überquerung der Donau möglich, was aber nicht nur zeitlich eingeschränkt war, sondern auch nur geringe Transportgewichte ermöglichte.
Somit kam der Verkehr zwischen den beiden prosporierenden Handels- und Verwaltungsstädten Buda und Pest zeitweise sprichwörtlich zum Erliegen.
Graf István Széchenyi war dann einer der treibenden Kräfte beim Vorantreiben des Brückenbaus. Eines der Hauptprobleme damals war, dass im 18. Jahrhundert das für ein solches Bauvorhaben notwendige Eisen entsprechender Qualität nur England hergestellt wurde, während man auf dem europäischen Festland noch mit Holz und Steinen arbeitete, was man sich an dieser Stelle der Donau aber nicht traute.
Immerhin ist die heutige Brücke 375 Meter lang, wobei der Abstand zwischen den beiden Pfeilern beachtliche 202 Meter beträgt.
So verwundert es nicht, dass der Entwurf der Kettenbrücke von dem renommierten englischen Ingenieur William Tierney Clark kam und die Bauleitung sein Namensvetter Adam Clark erhielt. Széchenyi unterstand hingegen die Organisation des Baus, der zugleich auch den Tunnel durch den Burgberg plante. Für den „größten Ungarn aller Zeit“ persönlich tragisch ist es, dass er bei der Eröffnung der Brücke am 21. November 1849 bereits in einer Nervenheilanstalt lebte und die Brücke nie überquerte.
1915 erfolgte eine Verstärkung der Brücke, ohne das die beiden Brückenpfeiler verändert wurden. Am 18. Januar 1945 fiel die Kettenbrücke wie auch alle anderen Donaubrücken den Sprengkommandos der sich zurückziehenden deutschen Armee zum Opfer. Während in manchen Teilen der Hauptstadt die Kriegsschäden erst in den 60er Jahren beseitigt werden konnten, wurde die Kettenbrücke schon wieder an ihrem 100. Jahrestag am 21. November 1949 eröffnet – zum 3. Mal!
Die weitere Geschichte der Kettenbrücke verlief dann weniger wechselhaft. Gleichwohl hat sie, seit 1957 nachts beleuchtet, bis heute eine herausragende Bedeutung für den Verkehr in der ungarischen Hauptstadt. Aber auch bei den Touristen ist sie als eines der Wahrzeichen der Stadt sehr beliebt. Ihr herausragender Status in Ungarn bis in die Gegenwart wird auch dadurch unterstrichen, dass die Post immer wieder gern dieses Motiv nutzt. Und schauen Sie sich mal die aktuellen 200-Forint-Stücke an! Auf der Rückseite findet sich nämlich ebenfalls diese Kettenbrücke. Fast zu schön um auszugeben.