Stefan Höhm (sh): So manches Thermometer „knackt“ dieser Tage die 40-Grad-Marke, und so brachte am Montag eine Seite für nicht ganz ernstzunehmende Meldungen das Gerücht in Umlauf, wonach der Freitag kurzfristig aufgrund zu erwartender 43 Grad zum arbeitsfreien Tag erklärt werde. Da viele Internetportale diese „Neuigkeit“ aufnahmen und verbreiteten, freute sich wohl schon so manch einer auf einen zusätzlichen freien Tag. Doch so arbeitnehmerfreundlich ist die (Arbeits-)Welt dann – leider? – doch nicht. Ein typischer Fall von Fakenews, möchte man meinen.
Wobei das schnelle Verbreiten dieser falschen Information nicht nur zeigte, wie schnell sich aus einem Scherz eine „Nachricht“ werden kann, sondern auch auf ein typisches Hitzephänomen: die Konzentration und die Leistungsfähigkeit lassen rapide nach. Richtig ist lediglich, dass die Behörden vom 1. August 0 Uhr vorerst bis zum 4. August um 24 Uhr einen Hitzealarm der 3. Stufe für das ganze Land ausgerufen haben. In diesem Zusammenhang wiesen die Behörden erneut daraufhin, dass man vor allem im Straßenverkehr damit rechnen muss, dass sich die Verkehrsteilnehmer aller Art weniger konzentrieren können, sehr leicht Schilder oder Ampeln übersehen werden und mit verspäteten, verlangsamten Reaktionszeiten zu rechnen ist. Zudem neigen viele zu einem aggressiveren und ungeduldigeren Verhalten als sonst.
Angesichts der drückenden Hitze können sich aber schnell Schwierigkeiten ergeben, die schwerer wiegen als ein wildes Hupen oder eine gestenreiche Beleidigung. Insbesondere bei Kindern und Älteren sowie bei Menschen mit Herz- und Kreislaufproblemen kann es stets vorkommen, dass ihnen schnell schlecht wird. Wann immer es sich vermeiden lässt, sollten diese Personen sich nicht im Freien bewegen, sondern einen möglichst kühlen Ort aufsuchen. Die Katastrophenämter haben eine Liste von gekühlten Orten zusammengestellt, die man aufsuchen kann: http://www.katasztrofavedelem.hu/letoltes/lakossag/hoseg/klimatizalt_helyisegek_listaja_2017.xls
Die Arbeitsschutzbehörde weist daraufhin, dass die Arbeitgeber verpflichtet sind, stündlich mindestens 5 Minuten zusätzliche Erholungszeit zu gewährleisten, wenn die Temperatur in geschlossenen Arbeitsräumen über 24 Grad beträgt. Das ist zwar noch kein freier Tag, aber immerhin. Die Arbeitgeber wird die unproduktive, zu bezahlende Zeit wohl weniger freuen, die (Eis-)Wirtschaft dürfte gute Umsätze machen.
Die Hitze hat aber einen weit größeren Einfluss auf die Wirtschaft, als man auf den ersten Blick meint. Abgesehen davon, dass im Prinzip fast alle Menschen unproduktiver und fehlerbehafteter arbeiten, gehen wissenschaftliche Studien mittlerweile davon aus, dass durch zu erwartende Hitzewellen aufgrund des Klimawechsels bis zum Ende des Jahrhunderts bis zu einem Viertel des Bruttosozialprodukts verloren gehen könnte, beispielsweise in dem bisher genutzte landwirtschaftliche Flächen nicht mehr oder nur mit erhöhtem Aufwand genutzt werden können. Auch wird es zu einer Verschiebung der Arbeitszeit in frühere bzw. spätere, kühlere Stunden kommen. Arbeitsfreie Tage stellten die Wissenschaftler auch nicht in Aussicht.
Zunehmend kann man auch vom „Hitzestress” lesen. Darunter wird die Belastung des Körpers durch hitzebedingtes schlechtes Schlafen gemeint, auch Kopfschmerzen oder fehlende Konzentration gehören hier zum Krankheitsbild. Und es gibt auch nicht wenige Leute, die von Klimaanlagen krank werden. Schon für 2045 sehen manche Forscher fast die Hälfte der Weltbevölkerung einen solchen „Hitzestress” ausgesetzt, was schon geopolitische Verschiebungen zur Folge haben könnte.