Stefan Höhm (sh): In diesen Tagen werden in Ungarn die mit Spannung erwarteten Punktgrenzen bekanntgegeben, nach denen sich entscheidet, an welcher Hochschule sich neue Studenten einschreiben können. Traditionell ist das auch der Moment, in dem die „Anmietsaison“ vor dem neuen Hochschuljahr beginnt, was zu bedeutsamen Bewegungen auf dem Markt führt.
Innerhalb einer Woche ist das Angebot an zu vermietenden Wohnungen in Budapest Mitte Juli um 5% gestiegen. Durchschnittlich 150.000 Forint werden dabei verlangt, wobei es auch hier eine breite Streuung gibt. Besonders teuer ist es im V. Bezirk, also dem direkten Zentrum auf der rechten Donauseite in Parlamentsnähe, wo im Schnitt 228.000 Forint pro Monat abgerufen werden – das ist mehr, als der ungarische Durchschnittsverdiener im Monat nach Hause bringt! In den Außenbezirken ist man dagegen teilweise schon mit 90.000 Forint dabei, in der Nähe von Hochschulen muss man im Durchschnitt 145.000 Forint berappen.
Erfahrungsgemäß sollten die zukünftigen Studenten dennoch schnell handeln, da die Preise unmittelbar vor Semesterbeginn meist noch einmal anziehen oder eben nur noch Wohnungen in weniger beliebten Gegenden zu haben sind.
Ähnlich ist die Lage in den anderen Universitätsstädten. Auch hier darf (oder muss) man das Preisniveau oft als „gepfeffert“ bezeichnen. In Győr werden aktuell im Durchschnitt 99.000 Forint und in Szeged 90.000 Forint verlangt, während man in Miskolc schon mit 68.000 Forint pro Monat dabei ist. Im Gegensatz zur Hauptstadt, wo manche Entfernungen nur mit erheblichem Zeitaufwand zurückzulegen sind, sind die Preise innerhalb dieser Städte relativ ausgeglichen, da letztlich alles mehr oder weniger leicht zu erreichen ist. Die noch vom elterlichen Finanzt(r)opf abhängigen Studenten befinden sich aber insbesondere in Städten mit einer gut laufenden Wirtschaft wie Győr, Kecskemét oder Székesfehérvár zusätzlich noch in starker Konkurrenz mit solventen Arbeitnehmern, die von Vermietern logischerweise bevorzugt werden.
Hinzu kommt, dass die Zahl der Mietwohnungen im Vergleich zu Deutschland extrem niedrig ist. Während fast die Hälfte der Deutschen mietet, was sich historisch mit den nach dem II. Weltkrieg errichteten Mietskasernen in Ost und West erklären lässt, verfügen rund 90% der Magyaren über Wohneigentum. Da hier oftmals noch die Banken ihre Hände drauf haben, ist eine andere Sache, aber der Mietmarkt ist dadurch schon physisch extrem eng. Deshalb ist es wenig verwunderlich, dass vor allem besser betuchte Ungarn für ihre Sprösslinge Wohnungen kaufen, in denen sie dann noch 2-3 weitere Mitbewohner zur Miete wohnen lassen, womit sie ihr Studium finanzieren können.