Krisztina Dubóczky: Zum Osternfest gehören in Ungarn einige interessante Volksbräuche , natürlich nicht nur christlicher, sondern vor allem heidnischer Herkunft. Der spannendste von denen ist das sogenannte Ostergießen. Die Frauen und Mädchen werden am Osternmontag von den Männern, heutzutage mit kölnischwasser, begossen undbekommen dafür ein schön bunt bemaltes Osterei geschenkt.
Noch vor 40-50 Jahren passierte dieses Gießen mit einem Eimer voll von kaltem Wasser, was später dann mit Sodawasser etwas abgeschwächt wurde und zur Zeit macht man das mit Parfüm, kölnischem Wasser. In den ländlichen Gebieten kommt es bis heute noch in dieser ursprünglichen Form vor: die Frauen sind in den schönsten traditionellen Volksträchten gekleidet und werden mit Wasser nass begossen, damit sie nicht verwelken, sondern schön blühen. Das Wasser hat dabei natürlich eine symbolische Bedeutung der Klärung, des seelischen Sauberwerdens und der Vorgang des Gießens ist ein uralter Fruchtbarkeitszauber. Der ungarische Name des Osterns „Húsvét“ bedeutet übrigens die „Einnahme des Fleisches“ und hatte eine grosse Bedeutung früher noch nach der 40-tägigen Fastenzeit, wann man zum ersten mal Fleisch essen durfte.
Also in altem Brauch ziehen am Ostermontag die Väter mit den Söhnen los mit kölnischem Wasser in der Hand und besuchen an diesem Tag die Verwandtschaft, Freunde und Nachbarn.
Die Damen bleiben zu Hause und warten auf die Gäste mit von leckeren typischen Osternköstlichkeiten gedecktem Tisch.
In einigen Ortschaften wie z. B. im malerischen Palotzen-Dörfchen Hollókő werden solche uralten Volksbräuche zur Begrüßung des Frühlings an Ostern alljährlich wieder lebendig. Dann können die Besucher nicht nur die prachtvollen Trachten bewundern, sondern beispielsweise den vorgenannten „feuchten“ Brauch live miterleben oder die besondere Art der Verzierung von Ostereiern beobachten. Folkloreprogramme und ein Volkskunstmarkt laden zusätzlich zum verweilen ein.