Weihnachten ist das Fest der Liebe, und nach dem Fest 2015 sprach auf einmal das halbe Land von „CSOK”. Das klingt fast wie „csók” (ó anstatt o), das ungarische Wort für Kuss.
Dieses Wortspiel war sicherlich nicht ganz unbeabsichtigt, als quasi zwischen den Jahren Informationen über das Projekt „ családi otthonteremtési kedvezmény” an die Öffentlichkeit gelangten, was frei übersetzt etwa „Familienwohnungsbauprogramm” bedeutet. Danach bekommen Familien, in denen mindestens drei Kinder leben, beim Kauf einer Wohnimmobilie mit mindestens 60 Quadratmetern bis 10 Millionen Forint staatliche Förderung und bis zu weiteren 10 Millionen zinsvergünstigte Kredite. 20 Millionen Forint, also knapp 65.000 € – damit kann man auf dem ungarischen Immobilienmarkt schon eine ganze Menge anfangen. Wie hat sich nun der Immobilienmarkt durch diesen massiven staatlichen Einfluss verändert?
Die anspruchsberechtigten Familien tendieren dahin, sich für größere Wohnflächen zu entscheiden bzw. sich diese leisten zu können. So werden zunehmend Wohnungen mit mehr als 75 Quadratmetern nachgefragt, oberhalb der 130-Quadratmeter-Grenze hat sich die Nachfrage sogar verdoppelt. Das ist aus sozialpolitischer Sicht gewünscht sein, denn bisher war es nicht selten, dass fünfköpfige ungarische Familien auf 50 oder 60 Quadratmeter ziemlich zusammengedrängt leb(t)en, CSOK-Förderungen gibt es wohl deshalb erst ab 60 Quadratmetern. Zudem ist es so, dass Wohnungen mit mehr als 75 Quadratmeter fast ausschließlich für den Eigengebrauch, aber fast nie als Anlageobjekt gebaut werden. Hier ist also festzustellen, dass die Förderung zu einer Verbesserung der Lebensbedingungen führte.
Dramatisch nachgelassen hat die Nachfrage nach Wohnungen bis zu einem Preis von 12 Millionen Forint. Inwiefern hier das Minus von 30% auf CSOK zurückzuführen ist, lässt sich freilich nicht vollends feststellen. Ungarische Immobilien boomten auch schon in den letzten Jahren, so dass dieses Preisfenster in vielen Gegenden zunehmend ausfällt. In allen anderen, höheren Preislagen sieht man dementsprechende, allerdings moderate Verschiebungen nach oben.
Einer immer größeren Beliebtheit erfreuen sich Wohnparks. Diese dominieren aktuell den Markt für Neubauten und werden nach Meinung von Experten dies auch noch einige Zeit tun. Der Grund für diese Popularität dürfte sein, dass das benötigte Kreditvolumen von Anfang klar erkennbar ist und die Kreditvergabe dann relativ einfach vonstatten geht – wichtig für diejenigen, die den Beton mit Hilfe massiver staatlicher Förderung bezahlen möchten. Das die Preise hierbei mittlerweile ungeahnte Höhen erreichen, ist die andere Seite der Medaille. Hier schöpft der Markt nicht wenige CSOK-Forint wieder ab.
das ist wieder eine „Schaufensterpolitik“